DFI INSIDE #18

25. Juni 2020 Lorenz

Inside DFI // Once Asked Questions // Interview mit Nina Engel // Abschlusssemester


Nina Engel, die Frau mit der wohl kultigsten Frisur auf den DFI Fluren, hat vor Kurzem ein Urlaubssemester gemacht und startet jetzt im fünften Semester wieder voll durch

Wie bist du damals zur DFI gekommen?

Das ist eine ziemlich lustige und umfangreiche Geschichte. Angefangen hat es in einer Vertretungsstunde in der 10. Klasse an meiner alten Schule. Obwohl ich mich jahrelang aufs Kunstprofil gefreut habe, wurde ich mit einer furchtbaren Kunstlehrerin gestraft- bei ihr hieß es nur Unterricht nach Lehrbuch und Stichpunkte abarbeiten. Das Allerschlimmste war, als wir endlich das Thema Design hatten, welches ja neu und aufregend sein sollte, Mülleimer für den Schulhof designt haben. Es war also zum Kotzen! 
 Deswegen war die Vertretungsstunde, mit einer richtigen Dozentin, von einer richtigen Design-Uni etwas ganz Besonderes. Diese Dozentin hat zu dem Zeitpunkt an der DFI unterrichtet und uns mit ihr vertraut gemacht.

Wir waren damals total geflasht und haben in Form eines Wandertags auch als Klasse einen Ausflug in die DFI gemacht. In den Ferien habe ich mit sechs Mitschülerinnen in den Ferien freiwillig eine Schnupperwoche an der DFI gemacht.
Nach einem sehr niederschmetternden Fazit zu meiner Mappe, war ich bei einem Beratungsgespräch bei der DFI. Eigentlich ging es mir, darum in Erfahrung zu bringen, wie eine Mappe ansprechend gestaltet wird und was ich an meiner verändert müsste. Die DFI war zu diesem Zeitpunkt, aufgrund der Kosten, nur noch ein ferner Traum. Allerdings war die Schulleitung so begeistert von mir und meiner Mappe, dass ich sofort einen Vertrag mitgekriegt hab. Danach gab es einige lange Gespräche mit meinem Vater, schließlich bin ich aber doch hier gelandet und bis jetzt auch sehr glücklich mit meiner Wahl.

Was sind deine persönliche Schwerpunkte?

Meine persönlichen Schwerpunkte liegen bis jetzt eindeutig im künstlerischen Bereich. Ich habe es mehr oder weniger bis jetzt geschafft aus meinem Designstudium ein Kunststudium zu machen, möchte mich aber in dem kommenden Semester stärker mit Packaging und Editorial auseinandersetzen. Ich arbeite lieber im Print als mit Web. Außerdem kann ich mich intensiv und tiefgreifend mit Recherche auseinandersetzen und diese in meine Projekte einfließen lassen, sodass diese dann nicht nur gut aussehen, sondern auch viel Materie haben.

Uran Sushi: Basiert auf einer Aufgabe von Tim Koenecke aus dem 1. Sem und ist ein dystopisches, radioaktives Sushirestaurant. Außer dass es witzig ist, soll es noch ein wenig über Atomkraft aufklären und die Gefahren aufzeigen. Das ist aber nur eine Seite der Speisekarte.

Deine Arbeiten sind meist mehr künstlerisch geprägt, was inspiriert dich am meisten vom Designaspekt her und was fließt in deine Arbeiten ein? 

Kunst ist eine Sache des Gefühls und des Innenlebens. Design hingegen kann man lernen und es gibt gewisse Regeln, mit denen man bestimmen kann, was handwerklich und ästhetisch gut ist und was nicht. Es mag ein kontroverses Thema sein, aber für mich und meine Arbeiten gehören beide Aspekte zusammen. Dinge die ich beim Design gelernt habe, fließen auch in meine Kunst rein. Und in meine Arbeit als Lehrerin! Auch hier stehe ich immer wieder vor der Herausforderung, z.T komplexe Themen einfach und verständlich rüber zu bringen. Oft auch visuell. Alle drei Aspekte beeinflussen mich und sich gegenseitig und würde einer fehlen, wäre ich unausgeglichen und könnte nicht so arbeiten, wie ich es jetzt tue.

Typornography: Zu meiner Zwischenprüfung im 2. Sem, habe ich ein Postermagazin namens „Typornography“ gemacht, in dem ich Kunst und Typo ( + primäre/sekundäre) Geschlechtsorgane in Szene gesetzt hab. In PS habe ich eine zweite Ausgabe gestaltet die ich hoffentlich auch noch Drucken werde.

Rückblickend, welche Highlights beschreiben deine bis jetzige Ausbildungszeit? 

Abgesehen von einigen Ausstellungen wie denen am Semesterende oder der Altonale, schätze ich besonders die kleinen Dinge. Besonders schön ist es, nicht nur von spannenden Persönlichkeiten und deren Fähigkeiten lernen zu dürfen, sondern auch die eigenen Fähigkeiten wachsen zu sehen und von eben diesen Personen anerkannt und gelobt zu werden. Das Spannendste am Studium ist das eigene Wachstum.

Nun bist du etwas länger nicht an der DFI , worin genau hast du die meisten Unterschiede festgestellt?
Wie fühlt sich der Alltag für dich an?

Mein Alltag hat sich in erster Linie so verändert, dass ich nicht mehr so früh aufstehen muss. Da ich außerhalb von Hamburg komme, muss ich pendeln. Meistens bin ich müde in die DFI gefahren, habe entweder 2 – 3 Kurse gehabt, um dann abends um 8 nach Hause zu kommen, oder ich bin nach einem einzelnen Kurs noch zur Arbeit gefahren, wo ich dann auch bis abends war. Dann kamen zum Teil noch Unterrichtsvorbereitung und die laufenden Projekte aus der DFI hinzu. Auch wenn ich sehr gerne gleichzeitig studiere und arbeite, ist es jetzt doch auch mal ganz schön etwas mehr Freizeit zu haben für eigene Projekte. Ich arbeite jetzt zwar mehr, habe aber insgesamt auch mehr Freizeit. Ich kann aber auch meinen Unterricht gezielter planen und somit einige meiner Schüler besser fördern.

Malala: Ich unterrichte u.A auch ein paar Flüchtlingskinder ( 7-16 Jahre) und viele von ihnen sind mir sehr ans Herz gewachsen. Nach einem emotionalen Vorfall, habe ich ein kleines Projekt angefangen bei dem ich gewissen Schülern ein wenig Hoffnung und vielleicht auch ein mögliches Vorbild vorstellen wollte. Da das Projekt sehr recherchenintensiv ist und der Designanteil eher gering ist, liegt es erstmal auf Eis.

Was fehlt dir und was kannst du durch die kursfreie Zeit dafür besser erleben?

In erster Linie fehlen mir die Hunde!

Und natürlich alle, die die DFI zu dem machen, was sie ist. Die DFI ist nicht nur ein Ort mit schönem Elbblick, sondern auch eine Gemeinschaft. Hier tummeln sich eine Menge spannende Leute, wovon ich einige auch als Freunde sehe. Es ist die Art Gemeinschaft, die unter allgegenwärtigen Schlafmangel und Deadlines aber auch dem gemeinsamen Wunsch sich kreativ auszuleben. Jeder hilft jedem, weil wir alle wissen, wie es ist, wenn der Drucker mal wieder nicht das Gewünschte hergibt oder man nur Bahnhof bei Adobe versteht.

Es ist alles immer sehr aufregend, deswegen ist es für mich jetzt auch mal schön, etwas Abstand von dem ganzen Trubel zu haben. Im nächsten Semester freue ich mich aber auch wieder auf den ganz normalen Wahnsinn!

Romeo + Julia : Wegen meiner Arbeit habe ich Romeo und Julia nochmal gelesen. Und weil ich ein Literatur Nerd bin. Ähnlich wie Kat Menschik wollte ich mich auch mal an die Gestaltung eines Klassikers wagen. (Es wurden auch zwei Textseiten typografisch umgesetzt aber ich kann nicht alles zeigen lol)

Du hast dich dafür entschieden bei der Schülerhilfe in Vollzeit zu arbeiten, beschreibe bitte kurz deine genaue Tätigkeit und warum du dort genau arbeitest? 🙂

Ich arbeite momentan am Montag und Mittwoch bis Freitag von 14 – 19 Uhr und gebe zusätzlich Privatnachhilfe am Wochenende. Ich kann jetzt jedenfalls länger schlafen oder auch mal abends länger was mit Freunden machen. An meinem freien Tag fahre ich oft in eine der Bücherhallen und lerne eigenständig ein wenig. Denn ohne Druck kann lernen sogar Spaß machen. Ich bin also keineswegs nur am Faulenzen, nur am Entschleunigen! Ich bereite mir nebenbei eine kleine Sammlung an Unterrichtsmaterialien vor, auf die ich später zurückgreifen kann und wenn ich zuhause bin ich am Malen, zeichnen oder anders kreativ tätig.

Welche Gedanken machst du dir, über die letzten, auf dich zukommenden Semester? 

Ich mache mir viele Gedanken um die nächsten Semester. Nächstes Semester ist ja mein letztes mit regulärem Unterricht und da wollen die Kurse effektiv gewählt werden. Und danach steht das Abschlusssemster. Was für ein Projekt will ich machen? Welchen Coach wähle ich? Wie präsentiere ich mich? All das will gut überlegt sein, denn man will ja mit Glanz und Glorie abgehen. Über mein Abschlussprojekt habe ich auch schon einige Stunden Schlaf verloren, aber ich hab ja noch ein paar Nächte zum überlegen.

Self Pity: Eine freie, künstlerische Illustration

Was würdest du anderen DFI Students gerne auf dem Weg mitgeben? 

Ich grüße alle die ich kenne und wünsche mir das Lied „My Heart Will Go On

Danke für das Interview Nina!


Links zu Nina:

Instagram

Wenn dir Ninas Arbeiten gefallen, schick ihr doch mal eine Mail!


Und wo das her kommt gibts noch viel mehr:

weitere News

Interview by Ida-Erika Gencheva // 

, , , , , , , ,